Ich nutze heute mal die kurze Ruhe im Haus, um euch einen weiteren kleinen Teil meines Weges zur systemischen Therapeutin zu berichten.
Tatsächlich war die Methode, von der ich letztens berichtet habe und auch das im Anschluss mit meinem Mann geführte Gespräch, eine sehr prägende Erfahrung für mich und ich nutze auch gern mit meinen Klienten diese Methode. Es bedarf oftmals nicht viel um den Menschen zu zeigen was wirklich zählt im Leben. Dabei denken wir viel zu oft zu kompliziert und zermartern uns das Hirn wie etwas besser gehen kann.
Meine Lehrtherapeutin und auch Virgina Satir haben gesagt, „make it simple but significant“. Mach es einfach aber bedeutungsvoll. Und genauso ist es.
Ich schweife ab… Weiter geht´s im Text 🙂
Das erste Ausbildungsjahr neigte sich nun dem Ende zu, ich war immernoch der Meinung alles ist in bester Ordnung bei mir und ich schwebte in Hochzeitsvorbereitungen (ich wollte 2018 heiraten).
Nun ist die systemische Therapie ein bisschen anders als z. B. die Tiefenpsychologie (hoffentlich trete ich jetzt niemanden zu nah, dies sind meine eigenen Empfindungen). Nun ja dies soll heißen, dass es zumindest in meinen Sitzungen nicht nur die Couch/Stuhl/Sessel gibt und ich mich mit dem/die Klienten*in im Gespräch befnde, sondern ich bediene mich auch bestimmten Hilfsmitteln*Kopfkino bitte aus*. Sprich ich arbeite mit dem Flipchart, mit Symbolen, mit dem Familienbrett, verschiedene Methoden etc. pp.
Und eines meiner Lieblingsmethoden habe ich zum Ende meines ersten Lehrjahres in Eigenerfahrung kennen lernen dürfen: Das Familienbrett.
Es gab einen ausschlaggebendes Gespräch mit meiner Mutter, die mir eröffnete, dass meine ältere Schwester auch mit zum Brautkleidkauf kommen möchte. Kurze Randnotiz, meine Schwester ist schwer krank, körperlich sehr eingeschränkt, d. h. es muss stets Rücksicht auf sie genommen werden und ich hatte ein Wochenende in Dresden mit Freunden und meiner Mutter geplant um das Brautkleid zu kaufen.
Nun eröffnete mir meine Mutter diese Tatsache, am Kaffeetisch wohl gemerkt und mir fiel wortwörtlich die Kinnlade runter, denn das sollte mein Tag werden und ich wollte im Mittelpunkt stehen. Ich hatte keine Ambition auf meine Schwester zu achten wie es ihr gerade geht und ob man ihr die Reise/Treppe etc. zu muten kann. Das ist nicht böse gemeint, ich liebe meine Schwester aber durch ihre Krankheit habe ich das Gefühl, steht sie meiner Mutter einfach näher.
Nun gut genau mit diesem Anliegen, mir unsere Dreibeziehung anzuschauen, saß ich jetzt quasi als Klient meiner Lehrtherapeutin und den anwesenden Mitkommilitonen gegenüber und schaute mir die Konstellation auf dem Familienbrett an. Ich gehe hier jetzt nicht weiter auf das Gespräch ein. Aber ich erzähle euch ein bisschen von meinen Eindrücken bzgl. dieser Methode.
Ich persönliche finde die Arbeit am Familien- oder Systembrett fantastisch. Ich habe mich, meine Mutter und meine Schwester aufgestellt und hatte selbst einen Blick aus der Metaebene, d.h. ich war in diesem Moment nicht „drin“ sondern konnte von oben mit Abstand die Konstellation betrachten und meine Gefühle dazu bewusst wahrnehmen und zulassen.
Ganz wichtig in meiner Arbeit, Gefühle wieder wahrnehmen und zulassen, auch ausprechen, nicht herunterschlucken!
Dies war eine ganz hevorragende Lernerfahrung für mich, da ich gesehen habe, wer mit wem im Endeffekt verstrickt/verbunden ist und wie mein Weg bezüglich des Anliegens meiner Schwester ist.
Vielen Dank, dass du bis hierhin gelesen hast 🙂 Das war ganz schön viel Text. Ich hoffe dir hat es gefallen.