Familientherapie muss nicht immer in einer Praxis stattfinden

Ich dachte mir, dass ich heute mal einen kleinen Einblick in meine Arbeit gebe …

Ich bin systemische Therapeutin und habe eine eigene Praxis im wunderschönen Harz. Dort kommen Klient:innen zu mir mit vielfältigen Anliegen.

Aber ich arbeite auch aufsuchend. AUFSUCHEND? Was bedeutet das? Ich habe eine Kooperation mit dem Jugendamt und führe auf Wunsch der Familien Hausbesuche durch. Vor Ort und im gewohnten Umfeld arbeite ich mit den einzelnen Familienmitgliedern und auch mit der Familie als System.

 

Wie läuft die aufsuchende Familientherapie ab?

Zuerst findet ein Kennenlerngespräch statt. Manchmal im Jugendamt und manchmal auch bei den Familien zu Hause. Dort werden die Wünsche und Probleme besprochen.

Danach komme ich vorerst wöchentlich nach Hause. Meistens werden dafür acht Termine angesetzt. In dieser ersten Phase bespreche ich die unterschiedlichen Anliegen mit den Familien. Oftmals beginne ich mit einem Storytelling bei den Eltern: Ich höre mir ihre Probleme und Ängste an und erarbeite mit ihnen gemeinsam Handlungsstrategien. Kurze Zeit später suche ich auch den Kontakt zu dem Kind bzw. den Kindern und höre mir ihre Seite an. Manchmal bedarf es eines Vermittlungsgespräch. Die Fronten sind verhärtet und jeder pocht auf seinen Standpunkt. Dann fungiere ich als Mediatorin, um eine Annäherung möglich zu machen.

    Welche Themen werden besprochen?

    Bei meinen Besuchen werden folgende Inhalte betrachtet:

    • Selbstwert
    • Kommunikation
    • Regeln und Grenzen
    • Umgang mit Veränderung
    • Familiengefüge

    Nicht jedes Thema ist gleich stark in jeder Familie ausgeprägt:

    Bei Patchworkfamilien sind oft das Familiengefüge und Regeln und Grenzen ein großes Thema.

    In anderen Familien fehlt die Kommunikation auf Augenhöhe.

    Es ist immer wieder spannend mit den Familien auf Entdeckungsreise zu gehen und neue Wege zu proben und Aha-Momente mit ihnen zu teilen.

     

    Die einzelnen Phasen der aufsuchenden Familientherapie

    Nach der ersten intensiven Arbeitsphase, die meist acht Wochen dauert, gibt es ein kurzes Fazit. Anschließend beginnt die Übungsphase. Dort suche ich die Familien nur noch alle zwei Wochen auf und begleite sie in ihrem Veränderungsprozess. Dies ist eine sehr emotionale Phase, weil sich das System mit den bewährten Strukturen nicht von jetzt auf gleich umkrempeln lässt. Es ist auch in Ordnung, wenn man in alte Verhaltensmuster zurückfällt. Sich dem bewusst zu werden und zu reflektieren, ist der wichtigste Schritt in dieser Phase.

    Die Übungsphase dauert ca. ein halbes Jahr.

    Danach beginnt die Abschlussphase. Ich begleite die Familien nur noch einmal im Monat. Gemeinsam reflektieren wir Erlebtes und ich gebe Handlungsmöglichkeiten mit, wie es bei erneuten Engpässen anders laufen kann. Diese Phase ist nach weiteren sechs Monaten abgeschlossen.

    Nach ca. 1,5 Jahren intensiver Arbeit sind die Familien gestärkt und zusammengewachsen.
    Hast du schon mal von aufsuchender Familientherapie gehört? Wenn du weitere Fragen hast, schreibe mir gerne eine E-Mail oder eine Nachricht über das Kontaktformular.