Da stehe ich nun … habe den „Berater“ in der Tasche und bin im letzten Jahr meiner Ausbildung zur Therapeutin … ach ja, verheiratet bin ich inzwischen auch 🙂

Zwischenzeitlich eröffnete ich eine eigene kleine Praxis und biete nun Paar- und Einzelberatungen an.
Hauptberuflich bin ich weiterhin in einer Erstaufnahmestelle tätig und setze dort den Fokus auf psychisch belastete und gefährdete Menschen. Dies ist eine Arbeit, die mich sehr fordert und mich ab und zu auch an meine eigenen Grenzen bringt und damit auch zum Thema „Psychohygiene“. Unglaublich wichtig, wenn man als Therapeutin unterwegs ist und mit Menschen zu tun hat, die vom Schicksal hart getroffen wurden. Unter anderem habe ich Anfang 2019 einen sehr jungen Mann auf seinem letzten Weg begleitet. Dies war eine Erfahrung, die mich vieles in meinem beruflichen Leben infrage stellen ließ.

Wenn deine Arbeitsplatzbeschreibung voraussetzt, dass du mit Menschen sozialarbeiterisch, therapeutisch und zwischenmenschlich arbeiten sollst, dann sollte auch dein Arbeitgeber dir die Möglichkeit geben, Supervision zu nehmen. Dies habe ich nach diesem Fall tatsächlich auch getan, denn Hospizarbeit ist nicht mein Alltagsgeschäft.

Nun saß ich wieder bei meinem – nun ehemaligen – Kollegen, der mir damals den Tipp gegeben hatte, die Weiterbildung zu machen. Er ist jetzt Supervisor und hat mich auch im Rahmen meiner Weiterbildung bereits begleitet. Jetzt bin ich also die Klientin und stelle meinen weiteren beruflichen Werdegang infrage… Huch, was denn nun? Was will ich eigentlich? Was brauche ich? Und vor allem: Wo will ich hin?

Ich habe mich weiterentwickelt, habe Methoden und Möglichkeiten gezeigt bekommen, Menschen zu begleiten, zu unterstützen und es ihnen ein Stück weit leichter zu machen. Ich erlebe in meiner täglichen Arbeit, wie dankbar meine KlientInnen sind, dass ich ihnen zuhöre, sie wahrnehme, sie ernst nehme und mit ihnen Lösungen entwickle. Und doch habe ich das Gefühl, dass ich gebremst werde, nicht weiterkomme und gegen Mauern laufe …

2019 war ich 4 Wochen zur Mutter-Kind-Kur an der Ostsee und hatte die Möglichkeit, erst mal Abstand zu bekommen und mich neu zu ordnen. Ich setzte den Fokus auf mich und meine Familie. Ich habe viel Sport gemacht und war sehr aktiv in dieser Zeit.

Zurück an meinen alten Arbeitsplatz merkte ich, dass der Rahmen nicht mehr stimmte für mich. Schweren Herzens traf ich im Sommer die Entscheidung, dass ich einen anderen Weg gehen muss, um auf mich selbst zu achten, um nicht auszubrennen.
Das ist ein sehr wichtiger Aspekt in der sozialen Arbeit: SozialarbeiterInnen, HelferInnen, PflegerInnen, AssistentInnen usw. geben tagtäglich ihr Bestes, haben ein offenes Ohr, eine offene Tür und suchen nach Lösungen und freuen sich, wenn sie anderen helfen können. Dabei fließt viel Energie … viel positive Energie wird dem gegenüber gegeben und diese docken oftmals beim Helfer an und saugen … und saugen … und saugen.

Dann gehen die KlientInnen freudestrahlend und zurückbleibt eine leere Hülle des Sozialarbeiters. Achtsam sein mit sich selber, Grenzen setzen und Zurückhaltung üben, dies sind wichtige Methoden, nicht für die KlientInnen, sondern auch für mich selbst als Therapeutin/Beraterin. Ich kehrte somit der Flüchtlingsarbeit den Rücken und orientierte mich 2020 neu …

To be continued …